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17. September 2021

Die Parteibeobachterin – Michael Klonovsky

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Sehr geehrter Leser:innen, 

es mag der ein oder anderen Person vielleicht nicht entgangen sein, dass wir alle demnächst wieder geradezu dazu genötigt werden, unsere demokratischen Grundrechte wahrzunehmen. Und das, obwohl es den meisten von uns unser bisheriges Leben erfolgreich gelungen ist, politische Teilhabe darauf zu beschränken Freitagabend nach dem fünften Bier den Kollegen ein grunzgleiches: „Alles Verbrecher da oben. An de Wand stellen müsste man se!“ entgegenzubrabbeln. Doch es wäre unfair allen Bürger:innen dieses basale Niveau der politischen Bildung zu unterstellen. Was man aber der Mehrheit unterstellen kann, ist ein geradezu fahrlässiges Unwissen über die konkrete Personalie, die zu Wählen man sich entschieden hat. Zugegebenermaßen ist es aber auch schwer zwischen Elternabend, Heimatspaziergang und Steuererklärung die Motivation zu finden, sich wirklich eingehend mit derlei Themen zu beschäftigen. 

Die Personalie, die mich am meisten umgetrieben hat, ist der Direktkandidat der AFD, Michael Klonovsky. Da die AFD sich im erheblichen Maße aus reinem Protestwählertum speist, ist es hier in besonderem Maße geboten die konkreten Positionen des Herr K. zu beleuchten. Also verstehen Sie die folgenden Zeilen als das Kondensat einer kurzen Recherche über Ihren möglichen Wunschkandidaten. 

Aufdringlichstes charakterliches Merkmal ist das joviale Auftreten, mit dem Klonovsky nicht nur seinem politischen Gegner, sondern selbst Parteikameraden bei seinen Auftritten begegnet. Der selbsterklärte Satiriker neigt dazu, seine Beiträge mit kabarettistischen Einlagen kommentieren zu wollen, was in Ermangelung der erforderlichen rhetorischen Fähigkeiten lediglich zur Folge hat, dass diese zu einer wirren Aneinanderreihung von Kalauern verkommt. Der Umstand, dass sein rassistischer Altherrenhumor selbst von Parteikamerad:innen nur durch nachträgliche Erklärung mit verhaltenem Applaus honoriert wird, sagt über seine rhetorischen Fähigkeiten genauso viel aus, wie über den geistigen Horizont seiner Zuhörer:innen. 

In einer Zeit in der gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine breite konsensuale Basis in der Bevölkerung dringender denn je erforderlich sind, um die globalen (und damit zwangsläufig auch nationalen) Herausforderungen unserer Zeit zu lösen, hat sich Klonovsky auf die Fahnen geschrieben mit gebetsmühlenartiger Hingabe das Fundament dieser Basis auszuhöhlen. Er macht sich damit selbst zum zersetzenden Element „seines Volkes“ ohne müde zu werden dabei mit dem Finger auf andere zu zeigen.  

Die Ironie seiner Person findet sich insbesondere in der Unvereinbarkeit seiner politischen Aussagen wieder. So entspricht Klonovskys Wunschbild der Frau und ihrer Rolle in der Gesellschaft in weiten Teilen konservativen radikalislamischen Wertvorstellungen in ebenjenen er eine Gefahr für „sein deutsches Volk“ sieht. Beispielsweise macht er die Frauenbewegung für eine angebliche Verweichlichung des Mannes verantwortlich, die Männer zu „Schrumpfmännern“ verkommen lässt, die „weder Heroismus noch Größe“ kennen, beschreibt gleichzeitig die patriarchalisch geprägten Kulturdimensionen islamischer Völker aber als unvereinbar mit einer deutschen Kultur.  

Bei genauerer Betrachtung muss man feststellen, dass Klonovsky die Personifikation Chemnitzer Scheiterns darstellt. Faszinierenderweise gibt er sich bei der Verschleierung genauso viel Mühe wie unsere Stadtoberen. Um den Anschein des Kosmopolitikers zu erwecken ist er sich auch nicht zu schade, die Herkunft seiner Frau zu frisieren. Das stümperhafte Niveau dieses Versuchs zeigt sich dadurch, dass er auf seiner Homepage von sich selbst behauptet, mit einer israelischen Pianistin verheiratet zu sein, nur um dem Leser bei der unmittelbaren Verlinkung zur Biografie ebendieser zu offenbaren, dass diese in Kaliningrad geboren ist und lediglich einen Teil ihrer Ausbildung in Israel absolvierte. Das erinnert vielleicht den ein oder anderen an die Ablehnung des Antrags zur Feststellung eines Nazinotstands bei gleichzeitigem Eintritt zur European Coalition of Cities against Racism. Es sei die Anmerkung erlaubt, dass in beiden Fällen der Haussegen bestimmt mächtig schief hing. 

Wem das noch nicht reicht, dem sei zum Abschluss noch einige Zitate mitgegeben, welche in ihrer Radikalität selbst in der AFD ihresgleichen suchen. Folgende Worte stammen original so aus Klonovskys 2014 erschienenen Sammelband:  

„Jeder Muezzinruf beinhaltet eine Feinderklärung“, „Die überflüssige Gebärmutter hat sich aus den Klöstern in die Universitäten und Institute emanzipiert“, und „In der Idee, schwulen Paaren das Adoptionsrecht zu geben, weht der Geist der Paralympics“.  

Jetzt kann man sich sicherlich trefflich darüber streiten, wie man „denen da Oben“ am besten eine Abreibung an der Wahlurne verpassen kann. Völlig indiskutabel sind aber unsere grundlegenden Menschenrechte, die von diesem Mann mit Füßen getreten werden. Es sei die abschließende Bemerkung erlaubt, dass ein Kandidat ungleich wählbarer wäre, wenn man aus seinem Sammelband folgendermaßen zitieren könnte: 

„Jeder Hitlergruß beinhaltet eine Armutserklärung“, „Der überflüssige  Populismus hat sich in die Beiräte und Parlamente betrogen“ und „In der Idee hilfsbedürftigen Menschen das Asylrecht vorzuenthalten, weht der Geist des Dritten Reichs“ 

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