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17. September 2021

Die Parteibeobachterin – Detlef Müller

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Die Elektrifizierung von Detlef Müller 

Lokführer im selbsternannten Geiste, Störung im Betrieb im echten Leben – es gibt viele Dinge, mit denen man Detlef Müller vergleichen kann.  

Als Lokführer ohne nennenswerte aktuelle Führungserfahrung (weder in Lok noch Politik) trifft Müller eine Frage besonders: Detlef, alter Genosse, wie läuft die Elektrisierung? Nun ja. Die Politik von Detlef Müller ist so elektrisierend wie an einer Batterie zu lecken. Aber nicht an einer guten altbewährten 1,2 Volt AA Batterie und auch nicht so spannend prickelnd wie eine 4,5 Volt Zink-Kohle Flachbatterie. Nein, es ist, als ob man an einer Batterie leckt, die man im Staub unterm Bett gefunden hat und bei der man sich die Zunge an der ausgelaufenen Batteriesäure verätzt. 

Mit einer schnittigen, modernen und zukunftsträchtigen Schnellbahn kann man Detlef Müller wahrhaftig nicht vergleichen. Eher verhält er sich wie eine Dampflokomotive, die sich schwerfällig nach Berlin durchkämpft und alles was ihr in den Weg kommt, hinter sich in einer schwarzen nach Kohle, Schweiß und Neoliberalismus stinkenden Wolke erstickt. 

Allgemein gesehen sind Bahnstrecken in Sachsen sowieso erfolgreicher als die sPD. Schon 1852 wurde Chemnitz an das stetig wachsende Sächsische Schienennetz angeschlossen. Dann wurde 1865 die erste Ortsgruppe der späteren sPD gegründet, gefolgt von der ersten Schmalspurbahn-Strecke, die nur 16 Jahre später das uranstrahlende Licht des Erzgebirges erblickte. Danach erlebten alle drei einen Aufschwung, der allerdings zumindest für die sPD zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges jäh endete, wovon sie sich lokal seitdem auch nicht mehr erholt hat. Wie die sPD haben allerdings auch die Schmalspurbahnen in Sachsen nach dem Zweiten Weltkrieg einiges an Relevanz eingebüßt. Im Vergleich siegen allerdings klar die nur 750 mm auseinander liegenden Metallschienen: Während die sPD Chemnitz sich 1931 mit über 26.000 Mitgliedern brüsten konnte und sich nun bei einer gesundgeschrumpften Anzahl von ca. 290 Mitgliedern befindet, haben sich die Schmalspurbahnen erstaunlich gut gehalten. Von über 500 Kilometern in der Blütezeit zwischen den Weltkriegen sind heute noch fast 100 davon für Liebhaber:innen von heißem Dampf befahrbar. Im Vergleich zeigt sich auch, dass die Schienen weniger altersbedingten Rost anlegen. Die sPD könnte, auch in Form von Detlef Müller, ihre sozialen Ansprüche genauso enthusiastisch nutzen, wie Sachsen ihre Schmalspurbahnen. Aber die Weichen für eine sozialere Politik zu stellen wäre wohl zu viel verlangt für einen einfachen Lokführer. Es hätte immerhin nur zu besseren Zuständen für die Arbeiterklasse, eine menschenwürdigere Selbstbestimmung von Transsexuellen und weniger Überwachung der Bürger:innen durch Staatstrojaner führen können.  

Zumindest haben Enthusiast:innen von Schmalspurbahnen und Detlef Müller eins gemeinsam: Die Liebe zu heißem Dampf. Sachsenweit stellen Schmalspurbahnen dampflokbetriebene Tourismusfallen dar. Sie ziehen mit Tradition und Nostalgie wohlhabende Wessis an und sollen für wirtschaftlichen Aufschwung im schwer erreichbaren sächsischen Hinterland sorgen. Im Gegensatz dazu ist der Direktkandidat der sPD nur eine Betriebsstörung im Ablauf und zieht Verwirrte aus der Wählerschaft durch viel heißen Dampf in eine Irrfahrt zwischen sozialpolitischem Anschein und wirtschaftsliberaler Realität. Wer bei Detlef Müller an Progressivität oder gar eine Stärkung von Arbeiterrechten glaubt, hat weder seine feinste Chemnitzfresse beim diesjährigen CSD gesehen und schon gleich gar nicht seine verurteilenden Worte zum Streik der GdL gehört. Wäre er noch Lokführer und kein Bundestagsabgeordneter ohne Geldsorgen, würde er vielleicht auch seine ehemaligen Kolleg:innen unterstützen. Eines ist ihm aber geblieben: Auch in seinem neuen Verdienst ist er ein Schmalspurdenker par excellence, den man vielleicht doch eher zurück auf die Abstellgleise schieben sollte. 

Wer es nicht einmal schafft, die 750 mm von einer Schiene zur anderen zu denken, darf nicht 200 km nach Berlin geschickt werden um von dort aus für Chemnitz nachzudenken. Statt in einen zukunftsfernen ICE nach Berlin sollte man Detlef Müller seiner Denkschienenbreite entsprechend in die 600 mm Ultraschmalspur-Parkeisenbahn Chemnitz stecken. Fröhlich im Kreis vor sich hin tuckernd kann er dort seinen Gedanken hinterherfahren und in den Sommermonaten Kinder zum Weinen bringen. 
Und bei allen seinen Bemühungen wissen wir doch alle, dass ihm am wohlsten ist, wenn er im heimischen Keller in seine alte engsitzende Lokführeruniform schlüpfen kann und mit einer 9mm breiten H0 Schmalspur-Modelleisenbahn spielen kann. Politik und Lokomotiven muss man eben den Profis überlassen.

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