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17. September 2021

Die Parteibeobachterin – Frank Müller-Rosentritt

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Müller-Rosentritt – der Mann, der als Kleingeist geboren war  

Es gibt Menschen, die sind dazu geboren, Kleingeister zu sein und es gibt Menschen, die hart an sich arbeiten, immer Kleingeister zu bleiben. Und obwohl ihnen der Kleingeist in den Genen liegt, versuchen sie stets immer höher hinabzubuckeln um sich selbst einzureden, dass sie kein Kleingeist mehr sind. Wenn sie Glück haben, können Kleingeister irgendwann auch einmal die erste Trompete spielen um zu denken, sie werden gehört. Entweder im Heeresmusikkorps oder bei den traditionell, echt erzgebirgischen Heidelbachtal-Musikanten. Der Einsatz bleibt allerdings im Hobby versteckt, ist es doch eine Karriere, die nicht erfolgsversprechend ist. Deshalb kann es auch niemanden verwundern, dass ein Kleingeist versucht, auch in der Politik eine verachtenswerte Karriere der rückgrat- und gewissenslosen Wirtschaftsliberalität hinlegt?  

Ein Kleingeist holt sich einen Diplom-Betriebswirt, schlägt sich dann jahrelang durch verschiedenen Posten der Deutschen Bank und lernt dort, dass Geld viele Wege ebnet und ein Gewissen dabei nur hinderlich ist. Wenn der Posten als Bundestagsabgeordneter zu langweilig ist, greift der Kleingeist auf andere Spielereien in der Vermögensverwaltung zurück. Zusammen mit zwei seiner lokalen liberalen Freunden gründet der Kleingeist nicht eine oder zwei, auch nicht drei sondern gleich vier Immobilienfirmen (Businesspark Zschopau GmbH, ChemInvest UG, Kamenica Immobilien GmbH und Wohnpark Schönheide GmbH). Fröhlich schachern sie sich die Posten als Geschäftsführer zu und teilen sich nicht nur Posten und Gewinn, sondern auch die gleiche Adresse für alle vier Firmen. Zum Glück scheinen Büroflächen in Chemnitz billig zu sein, denn ein Mit-Geschäftsführer muss gleichzeitig auch noch zwei seiner eigenen kleinen Firmen im gleichen Gebäude unterbringen. 

Was man über Kleingeister auch wissen muss ist, dass sie selten aus ihrer Haut können und beim Nachdenken über ihnen Unbekanntes auch über die kleinsten Unannehmlichkeiten stolpern. So geschieht es durchaus, dass man als Stadtrat und Bundestagsabgeordneter in einer Stadt wohnen kann, die systematisch und tiefgreifend von Nationalsozialismus und dem dazugehörigen Rassismus durchdrungen ist. Die durch diesen rechten Rassismus weltweit in Schlagzeilen geraten ist und bis heute eiternde Wunden davonträgt. Um dagegen anzukämpfen und einen Erfahrungsaustausch zu fördern, kann es nun durchaus sein, dass im Stadtrat ein Antrag zum Ausrufen des Nazinotstands und daraus entstehendem Beitritt im „Bündnis von europäischen Städten zur Bekämpfung von Rassismus“ eingebracht wird.   

So kann es aber auch geschehen, dass ein Stadtrat, Bundestagsabgeordneter und Kleingeist, der in dieser Stadt wohnt, sich klar gegen diesen Antrag stellt und fadenscheinige Argumente von grundsätzlich „gleichen Intentionen“ und „negativen Narrativen“ vorschiebt. Statt sich allerdings eindeutig und klar gegen Rechtsradikale zu stellen, fängt der Kleingeist an, mit dem Hufeisen zu werfen. Immerhin bediene der Antrag nur Feindbilder und überhaupt geht es in dem Antrag zu (rechtem) Rassismus nicht um linken Antisemitismus! Nur durch seinen „moralischen Imperativ“ und seinen entschlossenen Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus für eine plurale und offene Gesellschaft, sei es ihm unmöglich für einen Antrag zu stimmen, der explizit gegen den Nationalsozialismus und rechten Rassismus und für eine plurale und offene Gesellschaft geschrieben wurde. 

Auch wenn es um eine Abstimmung geht, gefährdete Ortskräfte aus Afghanistan zu retten, ist es sogar einer gesamten Fraktion an Kleingeistern nicht möglich, für den Antrag einer anderen Fraktion zu stimmen. Das alles nur, weil ihr eigener Antrag, der sehr viel mehr, aber auch diesen Punkt beinhaltet hatte, auch abgelehnt wurde. Ein Kleingeist kann eben nicht für das moralisch richtige stimmen, solange er nicht selbst das moralisch richtige vorgeschlagen hat. Oder geht es dem Kleingeist gar nicht immer um das moralisch richtige? Versucht der Kleingeist mit seiner Selbstgerechtigkeit nur zu verschleiern, dass seine eigenen Positionen nur ein sehr kurzes Schrittchen vom rechten Rand entfernt sind? Oder versucht er einfach vehement, seine eigenen Positionen bis ins Lächerliche von progressiven und linken Standpunkten abzugrenzen?  

Anders kann man es nicht interpretieren, wenn die größte Angst des Kleingeists ist, dass ihm jemand das Auto wegnehmen will. Sein gefürchtetster Feind ist das Lastenrad, das als klimaneutrale Alternative für wirklich umweltbewusste Bürger:innen gefördert werden soll. Noch im Dezember 2019 rief der Kleingeist den „Kulturkampf gegen das Auto“ aus, weil der freiwillige Kauf von Lastenräder gefördert werden soll, und die Politik ihm nun vorschreibe, wie er sich in der Stadt zu bewegen hat. Immerhin soll der freiwillige Kauf Lastenräder gefördert werden. Nachdem sein Kulturkampf nur vom rechten Rand johlend im Stadtrat aufgenommen wurde, sah er nur ein paar Monate später erneut seine Chance gekommen. Während eine Pandemie in Deutschland langsam Fuß fasst und sich ernsthafte Politiker:innen um die Finanzierung der entsprechenden Maßnahmen sorgen, treibt den Kleingeist an, dass er damit auch ihm unliebsame Förderungen und zwar im Besonderen die zum freiwilligen Kauf von Lastenrädern dadurch unauffällig einstampfen kann. Es würde nicht wundern, wäre das Lastenrad das häufigste Monster in jeder nächtlichen Gruselgeschichte für die Kinder des Kleingeistes. 

Die wahre Gefahr eines Kleingeistes geht allerdings nicht von solchen Lappalien in der Lokalpolitik aus. Vielmehr ist es seine offene Freude und Bereitwilligkeit, für seine Interessen auch mit den dreckigsten Rechten unter dem Schmuddelmantel der Liberalität zusammen zu arbeiten und sich ihre aus teils nationalsozialistischer Menschenverachtung für die eigenen Vorteile zu nutzen. Im Ränkespiel mit diesen rechten Parteien schafft es der Kleingeist auch das letzte Fünkchen von Anstand und Rationalität aufzugeben, nur um aus Arroganz und Eitelkeit zu verhindern, dass eine kompetente Kandidatin für das Amt der Sozial- und Kulturbürgermeisterin gewählt wird. Dass es dabei nicht wahrhaftig um persönliche Eignungen gehen kann zeigt sich deutlich an der Abstimmung. Eine Ablehnung der Person könnte auch durch Enthaltung ausgedrückt werden, aber nein. Der Kleingeist hatte es auf sich genommen, einer der größten Fraktion (ja, es ist die cDU gemeint) im Hinterzimmer zu drohen und Dreck über sie im Wahlkampf zu verbreiten. Nur so konnte er sich im Zusammenspiel mit rechtsextremen Mitgliedern im Stadtrat eine Menge an Stimmen holen, die fast für eine eindeutige Mehrheit gesorgt haben. Das hätte beinahe dazu geführt, dass der denkbar ungeeignetste und unbekannteste Kandidat über Jahre hinweg die Bereiche Kultur und Soziales in der Stadt in die Tonne gekloppt und angezündet hätte. Und all das unter der Schirmherrschaft des Kleingeistes, der diesem Kandidaten fröhlich grinsend Benzinkanister und Streichholz gereicht hätte.   

Ein Kleingeist schafft es, in der Tradition der Liberalen, den Rücken zu buckeln und zu einer Trittleiter zur gesellschaftlichen Anerkennung hart rechter und menschenverachtender Ansichten zu werden. Er mag es nicht so meinen und es nur als Freiheit sehen, dass er seine gefühlten Ansichten, Meinungen und irrationalen Ängste als Allgemeingut der ihm geneigten Wählerschaft darstellen kann. Dieser Kleingeist wird nicht nur lokal so handeln, sondern wird jede nur erdenkliche Chance ergreifen um auch in der Zusammenarbeit mit Rechtsextremen seine persönliche Agenda vorwärts zu treiben. Bereits jetzt setzt er sich nach eigener Aussage für Demokratiebildung und interkulturelle Bildung ein und sitzt im Bundestag sowohl im Auswärtigen Ausschuss und innerhalb der Kleingeist-Fraktion auch im Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Nicht nur die eigene Stadt wird der Kleingeist für sein übergroßes Ego links liegen lassen und rechts überholen, sondern auch den kompletten Rest der Bevölkerung, die er eigentlich als Bundestagsabgeordneter vertreten soll. Ein Kleingeist ist auch nichts anderes als ein (Rosen)Tritt für Rechte, die selbst noch viel größere Pläne haben. 

Ein Kleingeist mag denken, dass er noch so liberal, weltoffen und vorwärtsdenkend ist. Am Ende bleibt er in seinem kleinen Teich, versauert dort in seiner eigenen Scheiße und freut sich grinsend, dass nur andere Nachteile von dieser Scheiße bekommen. 

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